Was ist eine Virtuelle Messe?

Virtuelle Messe

Im Interview mit der Ruhrwirtschaft erzählt Markus Rall, Geschäftsführer von viality, warum Messen zukünftig vermehrt als virtuelle Messe stattfinden werden und wie diese den digitalen Vertrieb revolutionieren.

Herr Rall, Sie sind Spezialist für Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und virtuelle Messen. Durch die Corona-Pandemie sind virtuelle Meetings und Messen im Aufschwung. War das nur eine Frage der Zeit, bis es so weit kommt?

2011 haben wir das erste Mal eine Jobmesse virtuell durchgeführt. Die Affinität zu einem solch digitalen Event oder auch eben Meetings war damals einfach noch nicht gegeben. Das ist seit Anfang des Jahres komplett anders. Durch die Pandemie stehen die Messe- und Veranstaltungsbranche still, es mussten Alternativen her. Die Industrie digitalisiert sich zunehmend und hält Messen jetzt online ab. Das ist nicht nur geld-, sondern auch ressourcenschonend.

Wo früher Unmengen an Equipment von A nach B transportiert wurde und Besucher um die Welt geflogen sind, sitzt man heute irgendwo auf der Welt am Rechner und kann bequem von Zuhause eine Messe besuchen. So erreicht man einerseits Zielgruppen, die sonst vielleicht nicht persönlich hätten vorbeikommen können, andererseits werden die Aktivitäten auf Messen dieser Art erstmals mess- und analysierbar. Welcher Besucher hat sich für welches Exponat interessiert? Welcher Inhalt kam am besten an? All diese Daten stehen den Ausstellern nun zur Verfügung.

Wie sieht eine virtuelle Messe aus?

Die ersten Messen waren ein digitaler Zwilling der realen Messen. Hier war es uns wichtig, die Nutzer in eine gewohnte Atmosphäre zu versetzen. Eine Basis dafür waren bereits bestehende Planungen von Messen, die ausgefallen sind, oder Planungen, die wir für unsere Kunden in 3D entwickelt haben. Auf dieser Basis oder in einer gänzlich erdachten, virtuellen Markenwelt werden Interaktionsräume geschaffen. Im Ergebnis sitzen alle Teilnehmenden vor ihrem Rechner und begehen die virtuelle Messe wie die Welt eines PC-Spiels. Man kann jeden Stand besuchen und auch mit den Besuchern, Exponaten und Veranstaltern interagieren.

Virtuelles Event

Neben dem klassischen Besuch eines Messestandes findet auch ein Messeprogramm statt. Dies können gestreamte Vorträge im Rahmen eines hybriden Events sein, genauso aber auch Diskussionsrunden und gemeinsame Rundgänge. Und auch die zufälligen Begegnungen auf Messen lassen sich abbilden, beispielsweise durch Matching-Tools und Begegnungen am Messestand. Abgerundet wird das Erlebnis durch die virtuelle Messeparty, zu der alle Teilnehmenden zuvor ein Grußpaket per Post zugestellt bekommen. So netzwerkt man digital und genießt zugleich dasselbe Bier.

Die IHK zu Dortmund hat Ende April erstmalig eine hybride Wahlkampfveranstaltung für die Dortmunder Oberbürgermeisterkandidaten durchgeführt. Zuschauer konnten von Zuhause aus den Livestream verfolgen. Ist das die Zukunft?

Definitiv! Solange uns die Pandemie begleitet, ist es auf jeden Fall eine gute Alternative. Ich habe die IHK-Veranstaltung mit meinem Team virtuell verfolgt. Heißt: Wir haben uns – wie bei einer virtuellen Messeparty – mit Avataren in einem virtuellen Meetingraum getroffen und auf einer Leinwand in diesem Raum den Livestream verfolgt. Teilnehmen konnte man per PC oder VR Brille. Dies ist vergleichbar mit einem Public Viewing. Wir konnten durch den Raum gehen, von Tisch zu Tisch, von Gruppe zu Gruppe und – wie bei einem klassischen Networking – normal miteinander sprechen.

Virtueller Messestand

Welche Vorteile bietet eine Virtuelle Messe neben Geld- und Ressourcenschonung?

Ganz klar: Es spart Zeit! Wir können virtuelle Showräume von unserem Dortmunder Standort aus anbieten und in diesen allerlei Produkte ausstellen und vertreiben. Besonders interessant ist dies für Kunden und Partner im asiatischen Raum, die sonst nur mit langen Reisezeiten und hohen Kosten den Showroom in Europa besuchen können.

Anbieter und Kunden können sich so unmittelbar und virtuell treffen, um Details zu den Produkten zu besprechen und ein Geschäft abzuschließen. Das reale Transportieren von Prototypen und Produkten und die damit verbundenen Aufwände werden eingespart – ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Dies wird auch Auswirkung auf den Handel haben, zum Beispiel im Bereich Möbel. Statt in ein Möbelhaus zu gehen, reicht nun der Spaziergang durch den virtuellen Showroom, inkl. Onlineshop. Denn die Frage, ob sich das Sofa gut in der eigenen Wohnung macht, kann jetzt mithilfe von Augmented Reality beantwortet werden: Mit nur einem Klick kann der Messebesucher über seinen PC- oder Smartphone-Bildschirm hinaus gehen und ein originalgetreues 3D Abbild des Wunschsofas virtuell im eigenen Wohnzimmer platzieren, herumschieben und fotografieren. Das macht Spaß und ermöglicht eine fundierte Kaufentscheidung.

Zuletzt ist die Messbarkeit all dieser Aktivitäten zu nennen: Die Daten aus der Nutzung dieser Angebote geben Aufschluss über die Kunden und ermöglichen dem Vertrieb datenbasierte Aktivitäten. Auf diese Weise wird der digitale Vertrieb umfangreich revolutioniert.

Dieser Beitrag ist erstmals in der September Ausgabe der Ruhrwirtschaft erschienen.
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